Bei Psychosen, insbesondere bei der schizophrenen Erkrankung kommt es zum Auftreten charakteristischer, Symptomen wie Wahn, Halluzinationen, Denkstörungen, Ich-Störungen, Gefühlsstörungen, Verstimmungen und psychomotorischen Störungen. Durch die heutigen Behandlungsmethoden hat sich die Prognose insgesamt verbessert. Trotz Rückgang der Dauerhospitalisierungen und erfolgreicher Resozialisierungen verläuft die Krankheit nicht selten invalidisierend.
Die schizophrenen Psychosen gehören zur Krankheitsgruppe der endogenen Psychosen, bei denen anlagebedingte Faktoren als eine wichtige Ursache angesehen werden. In den letzten Jahrzehnten ist im Bereich der schizophrenen Psychosen viel geforscht worden. Viele Fragen sind noch unbeantwortet, aber einiges an Wissen gilt heute als gesichert. Neben den genetischen Ursachen (ca. 40 Risikogene) und epigenetischen Einflüssen sind im wesentlichen zwei andere Bedingungsfaktoren von Bedeutung. Psychische und soziale Faktoren werden bei der Entstehung der Schizophrenie identifiziert. Die psychosozialen Faktoren scheinen eher für den Verlauf als für die Entstehung der Erkrankung bestimmend zu sein. Die Formulierung des Verletzlichkeitsmodells trägt den komplexen Entstehungsbedingungen Rechnung. Eine veränderte Hirnanatomie und ein beeinträchtigter Hirnstoffwechsel führen bei Belastungen und Stress zu einer Funktionsstörung des Gehirns. Die Folgen können Zerfahrenheit des Denkens, das Aufheben der Einheit von Fühlen, Handeln, Denken, das Gefühl der Beeinflussung von aussen, Autismus, Wahnideen und Halluzinationen sein. Wahnideen entstehen nicht selten als Folge von Halluzinationen. Der Schizophreniekranke hört etwa Stimmen, die seine Handlungen kommentieren, oder Befehle erteilen. Für die kranken Menschen sind solche Sinnestäuschungen «reale Wahrnehmungen», die sie zu erklären versuchen. Schizophrene Wahngedanken haben oft etwas bizarres oder einen magisch-mystischen Charakter. Psychotische Symptome sind meistens von starken, quälenden Ängsten begleitet. Antriebsminderung, Initiativemangel, Passivität und Gefühlsarmut werden als Minussymptome beschrieben. Störungen des Sozialverhaltens äussern sich im Rückzug bis hin zur Isolierung und Vereinsamung. Die Erscheinungsbilder dieser Erkrankung sind schon lange bekannt. Der Begriff Schizophrenie wurde 1911 vom Schweizer Psychiater Eugen Bleuler eingeführt. Vorher wurde der Krankheitsbegriff von Kraepelin als «Dementia praecox» (vorzeitige Verblödung) beschrieben.
Die Wahrscheinlichkeit, im Laufe des Lebens an einer Schizophrenie zu erkranken, liegt in der Durchschnittsbevölkerung etwa bei einem Prozent. Männer und Frauen sind gleich häufig betroffen. Das Erkrankungsrisiko ist in verschiedenen Ländern der Welt mit unterschiedlichem soziokulturellem Hintergrund etwa gleich. Das Haupterkrankungsalter liegt zwischen der Pubertät und 30. Lebensjahr. Schizophrene Patientinnen und Patienten haben ein hohes Suizidrisiko, das in der Grössenordnung von 10% angegeben wird.
Hinsichtlich der Prognose handelt es sich um eine der schwerwiegendsten psychiatrischen Erkrankung. Unter den heutigen Behandlungsbedingungen zeigen aber glücklicherweise nicht alle Schizophreniekranke einen ungünstigen Verlauf. Ein Drittel der Patientinnen und Patienten erkrankt nach einmaligem Auftreten der Krankheit nie wieder. Jeder fünfte zeigt langfristig schwere Beeinträchtigungen oder Behinderungen.
Das Mittel der Wahl für die spezifische Behandlung der Schizophrenie ist die medikamentöse Therapie mit einem sogenannten atypischen Neuroleptikum, einem antipsychotischen Medikament der neusten Klasse. Sie wirken symptomunterdrückend und beruhigend. In der Langzeitbehandlung dienen die Medikamente der Reizabschirmung und der Vorbeugung vor Rückfällen, gewähren Schutz vor psychischer Überlastung und verbessern die gestörten Denkprozesse. Die Psychotherapie, die Soziotherapie und die Rehabilitationstherapie stellen weitere Behandlungselemente dar. Dabei spielen die Hilfe bei der Alltagsbewältigung, die Wiedereingliederung in den Beruf oder Ausbildung, die Entwicklung individueller Strategien zur Bewältigung der Krankheit eine wesentliche Rolle.
Lehman AF, Lieberman JA, Dixon LB, et al. APA practice guideline for the treatment of patients with schizophrenia. Am J Psychiatry 2004;161(suppl 2):1-56.