Im Jahr 2022 waren 8% der Bevölkerung wegen psychischen Problemen in Behandlung. Die Depression ist die am häufigsten auftretende psychische Erkrankung. 10% der Schweizer Bevölkerung weisen mittelschwere bis schwere Depressionssymptome auf. Frauen (12%) und junge Menschen (19%) sind häufiger betroffen als Männer (8%) und Personen ab 65 Jahren (4%).1 Auf dem Genom (Gesamtheit aller Träger der Erbinformation einer Zelle, wie Chromosomen, DNA, RNA) konnte die Wissenschaft bislang 44 Genorte identifizieren, die mit schweren Depressionen in Verbindung stehen.2 Epigenetische Veränderungen (vererbbare Chromosomen-Modifikationen ohne Veränderungen der DNA-Sequenz) bestimmen, ob die Depression wirklich ausbrich.3 Umwelteinflüsse bewirken unter anderem solche epigenetischen Veränderungen. Bei einer Depression kommt es zu Stoffwechselentgleisungen im Hirn. Dass der Stoffwechselhaushalt der Hirnzellen wieder ins Gleichgewicht kommt, ist das Ziel der medikamentösen Behandlung von Depressionen. Das menschliche Gehirn hat insgesamt 6.7·1010 Nervenzellen (670’000’000’000). Jede Nervenzelle ist über ungefähr 104 Synapsen (100’000) mit anderen Nervenzellen verbunden. Das neuronale Netzwerk des Menschen besitzt so zirka 6.7·1014 (6’700’000’000’000’000) synaptische Verbindungen. Die Fortleitung des Impulses in der Hirnzelle ist ein elektrischer Vorgang. Der elektrische Impuls führt zur Ausschüttung eines Überträgerstoffs oder Hirnbotenstoffs (Neurotransmitter) in den Spalt zwischen den Hirnzellen (synaptischer Spalt). Es sind über 100 erregende und hemmende Neurotransmitter bekannt.
Serotonin (5-HT), Noradrenalin (NE), Dopamin (DA), γ-Aminobuttersäure (GABA), Acetylcholin (Ach), Histamin, Glutamat und andere Hirnbotenstoffe sind an der Stoffwechselstörung im Hirn beteiligt. Auch Störungen des Hormonhaushaltes (Adrenalin, körpereigenes Kortisol) spielen bei der Depression eine Rolle. GABA ist der wichtigste hemmende Botenstoff im Vorderhirn (Siehe Wirkung von Benzodiazepinen)
Glutamat ist der wichtigste erregende (exzitatorische) Neurotransmitter. Mehr als die Hälfte aller Synapsen im Gehirn verwenden Glutamat als Transmitter. N-Methyl-D-Aspartat Antagonisten bzw. «Glutamat Rezeptor Blocker» wirken gegen die Exzitotoxizität (nervenschädigende Übererregung) durch den Hirnbotenstoff Glutamat, wirken zudem antioxidativ, entzündungshemmend und neuroprotektiv. Ketamin (Ketalar®), Esketamin (Spravato®), Memantin (Axura®, Ebixa®), Riluzol (Rilutek®), D-Cycloserin (Seromycin®), Minocyclin (Minocin®) und andere Substanzen bzw. Medikamente reduzieren bzw. verhindern die Schädigung der Hirnzellen durch Glutamat. Diese Medikamente sind Alternativen zu den Antidepressiva bei Therapieresistenz der Depression.
dopamine reuptake inhibitor and releaser (D-RIRe) | Dopamin-/Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer (NDRI) |
Allosterischer Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (ASRI) | |
glutamate receptor antagonist (Glu-RAn) | Glutamat Rezeptor Antagonist |
glutamate; yet to be determined (Glu) | Glutamatmodulator |
melatonin multimodal (Mel-MM) | Melatonin-Agonist/Serotonin Antagonist |
N-methyl-D-aspartate (NMDA) receptor antagonist (Glu-RAn) | N-Methyl-D-Aspartat Rezeptor Antagonist |
norepinephrine multimodal (NMM) | Noradrenerges Antidepressivum mit Hemmung präsynaptischer α2-Rezeptor |
norepinephrine reuptake inhibitor (N-RI) | Selektiver Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer (sNARI) |
partial agonist of the glycine co-agonist of the glutamate receptor | Partieller Agonist des Glycin-Koagonisten des Glutamatrezeptors |
serotonin multimodal (S-MM) | Multimodales Antidepressivum, Serotonin-Antagonist/- Wiederaufnahmehemmer (SARI) |
serotonin, norepinephrine, dopamine multimodal enzyme inhibitor (SN-MM) | Monoaminooxidasehemmer (MAOI) |
serotonin, norepinephrine, dopamine reversible enzyme inhibitor (SNRevEI) | Reversibler selektiver Monoaminooxidase A-Hemmer (MAO-A) (RIMA) |
serotonin, norepinephrine multimodal (SN-MM) | Selektiver Noradrenalin-/Serotonin-Wiederaufnahme-hemmer (SNRI) |
serotonin, norepinephrine receptor antagonist (SN-RAn) | Noradrenalin/spezifisches Serotonin Antidepressivum (NaSSA) |
serotonin reuptake inhibitor (S-RI) | Selektiver Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) |
tricyclic antidepressant (TCA) | Trizyklische Antidepressiva (TZA) |