Anzeichen für eine Depression ist eine anhaltende traurige, trübsinnige, gereizte Stimmung. Lustlosigkeit, Hoffnungslosigkeit, das Gefühl innerer Leere, Konzentrationsstörungen und Neigung zum Grübeln sind weitere Beschwerden, die bei einer Depression auftreten. Häufig machen sich depressive Menschen erhebliche Schuldvorwürfe. Antriebsstörungen, die manchmal ausgeprägt am Morgen auftreten, können äusserst quälend sein. Schon bei den alten Griechen wurde die Depression als Krankheit beschrieben.
«Ich bin nicht mehr leistungsfähig im Beruf, habe kein Interesse mehr an Freizeitaktivitäten, obwohl ich ständig versuche, mich zusammenzureissen. Sicher bin ich selber schuld an meiner Verfassung.»
Häufiger als man vermutet. Innerhalb eines Jahres erkranken rund 7% der Bevölkerung in der Schweiz erstmals oder wiederholt an einer unipolaren Depression und je 1–2% an einer Dysthymie oder an einer bipolaren affektiven Störung. Frauen sind häufiger als Männer von Depressionen betroffen. Männer und Frauen können unterschiedliche Beschwerden zeigen. Frauen reagieren eher mit Niedergeschlagenheit, Ängsten und Verschlossenheit, während Männer nicht selten mit Verstimmtheit, Aggressivität, Gestresstsein reagieren. Weltweit waren 2015 etwa 322 Mio. Menschen von Depressionen betroffen.2 Bei Depressionen besteht eine erhöhte Gefahr für Suizid.
«Alles fällt mir unsagbar schwer, ich muss mich zu allem zwingen. Ich fühle mich leer und ausgebrannt.»
Depression ist eine Frage der Gene. Auf dem Genom (Gesamtheit aller Träger der Erbinformation einer Zelle. Dazu gehören Chromosomen, DNA und RNA) konnte die Wissenschaft bislang 44 Genorte identifizieren, die mit schweren Depressionen in Verbindung stehen.3 Epigenetische Veränderungen (vererbbare Chromosomen-Modifikationen ohne Veränderungen der DNA-Sequenz) bestimmen, ob die Depression wirklich ausbricht. Umwelteinflüsse bewirken solche epigenetischen Veränderungen. Bei Depressionen kommt es zu Stoffwechselstörungen im Gehirn. Es handelt sich also um eine Erkrankung des Gehirns. Stress, Belastungen und Überforderungen können Auslösefaktoren für eine Depression sein. Manchmal können auch Krebs, ein Herzinfarkt, chronische Schmerzen oder Durchblutungsstörungen Auslöser für eine Depression sein.
«Mich plagt eine innere Getriebenheit und Ruhelosigkeit. Ich gehe im Haushalt von einer Arbeit zur anderen und führe dabei nichts zu Ende.»
Die moderne Behandlung der Depression besteht aus einer Therapie mit Medikamenten (Antidepressiva) und der Psychotherapie (kognitive Verhaltenstherapie, tiefenpsychologische Therapien). Der grösste Behandlungserfolg kann bei einer Kombination von beiden Behandlungstypen erwartet werden. Damit der Stoffwechselhaushalt der Hirnzellen wieder ins Gleichgewicht kommt, helfen moderne antidepressive Medikamente. Mehrheitlich kann die Depression ambulant behandelt werden. Bei schweren Depressionen und zum Schutze des Kranken bei Suizidgefahr kann ein Aufenthalt in einer psychiatrischen Klinik sinnvoll sein.
Eine Depression kann man nicht verhindern. Wenn eine Person depressiv ist, heisst das nicht, dass sie ein «Verlierer» ist. Wegen Suizidgedanken muss sich ein an einer Depression Erkrankter nicht schämen, aber er sollte sich unbedingt an eine Ärztin oder einen Arzt wenden.
1 Baer N et al. (2013). Depressionen in der Schweizer Bevölkerung: Daten zur Epidemiologie, Behandlung und sozial-beruflichen Integration. Neuchâtel, CH, Schweizerisches Gesundheitsobservatorium (Obsan)
2WHO: Depression and Other Common Mental Disorders. Global Health Estimates, Genf 2017
3Wray NR et al. Genome wide association analyses identify 44 risk variants and refine the genetic architecture of major depression. Nat Genet. 2018 May;50(5):668-681